Blog 19

Das positive zuerst. Die Bedingungen zum Radfahren sind hier wesentlich besser als im Sudan. Gute Strassen, ein wesentlich schwächerer Wind und vor allem weniger Hitze. Hier kann ich eigentlich den ganzen Tag Radfahren ohne eine lange Mittagspause wegen der extremen Hitze einzulegen. Und so bin ich heute 130 Kilometer!!!, bis nach Idfu getafelt. Wow. In 2 Tagen bin ich in Luxor.

Wo Licht, da ist halt auch Schatten. Zunächst bin ich heute erstmals mach dem Routenplan von der Komoot App gefahren. Das war deshalb interessant, weil ich nur auf Seiten- und Nebenstraßen unterwegs war und so ziemlich interessante Eindrücke bekommen habe. Es geht halt auf den Staubstraßen sehr viel langsamer voran, aber egal dachte ich mir. Der Weg führte mich zum Kamelmarkt nach Daraw und zum Tempel Kom Ombo. Als ich weiter in ein kleines Dorf in der Nähe von Kom Ombo kam, hielten mich plötzlich die Dorfbewohner auf. Plötzlich stand eine Gruppe um mich und verspertten mir den Weg. Hier darf ich nicht weiterfahren. Warum und wieso? – keine Ahnung. Ich musste umdrehen, wenn ich keinen Konflikt riskieren will. Und das will ich natürlich nicht.

Kamelmarkt in Daraw
Tempel in Kom Ombo

Zurück auf die Hauptstraße und da kommt was kommen musste. 30 Kilometer vor Idfu kommt mir die Polizei entgegen, dreht um und hält mich auf. Zuerst wollen sie meine Nationalität und mein Ziel wissen. Pass und Visum interessiert sie nicht. Dann bieten sie an, mich mit Fahrrad dorthin zu bringrn. Ich lehne natürlich dankend ab. Dann fahren sie einfach die komplette Strecke hinter mir her. Ist ja kein Problem, aber ich fühle mich immer irgendwie gehetzt. Bergauf kriechen sie im Schrittempo mit hoch. Sie sind feundlich und nett, ich fühle mich aber nicht wohl. Sie wollen auch kein Geld, vielleicht haben sie sonst nix zu tun.

Als einmal eine Lücke entsteht und ich ausser Sichtweite bin, steuere ich das nächste Café an und bestelle mir einen leckeren Kaffee. Mit einem Grinsen im Gesicht sehe ich sie vorbeifahren. 10 Minuten später haben sie mich auf dem Rückweg wieder entdeckt. Ein paar verärgert Worte auf arabisch, aber im nächsten Moment war wieder alles ok. Sie waren, vorsichtig gesagt „not amused“ 😂Ich hab sie bis zum Hotel nicht mehr losgebracht. Selbst beim Einchecken stand einer der Polizisten neben mir. Morgen gegen 9 holen sie mich wieder ab. Und wehe ich fahre schon früher los drohen sie mir. Also gut, bis Luxor werde ich die sicher nicht mehr los. 🙈.

Olivenbaum?
Lecker Obst und Gemüse von der Dachterrasse meines Hotels

Blog 18

Der Grund meiner ausstehenden Blogeinträge ist schlicht und ergreifend, dass ich mich mehrere Tage in der „Wohlfühloase“ Abu Simble und Assuan befinde. Hier kann ich neue Kräfte sammeln, etwas Luxus genießen, historische Monumente besuchen und das leckere Essen (verglichen mit dem Sudan) genießen. Der Lebensstandard in Ägypten ist um ein zigfaches höher als im Sudan. Der Tempel von Abu Simbel steht auf dem Programm wie auch der berühmte Assuan Staudamm.

Tempelanlage bei Sonnenaufgang

Ladetechnik ist alles

Doch eine besondere Begegnung hatte ich doch. Ein junger Mann (vielleicht zwischen 20 und 25 Jahre alt) spricht mich auf Englisch an. Sieht aus wie ein Einheimischer, spricht aber kein Arabisch. Er sah mein Fahrrad stehen und hat deshalb viele Fragen an mich. Er möchte morgen in den Sudan ausreisen. Visum hat er noch keines. Nachdem ich alle Fragen so gut als möglich beantworte, frag ich ihn wie er denn reise und wie lange er unterwegs ist. „Hitchhike“ sagt er mir, also per Anhalter. Ein zeitliches Limit gibt es nicht. Solange er Lust hat. Ich schenke ihm mein Restgeld aus dem Sudan. „GOOD LUCK“ wünsche ich ihm. Ich glaube das kann er brauchen.

Alle, die sich jetzt fragen, wie ist er von Abu Simbel nach Assuan gekommen: mit dem Bus. Ich hatte nie vor, diese Strecke mit dem Fahrrad zu fahren und wollte eigentlich mit der Fähre nach Assuan. Da diese Fähre seit einiger Zeit nicht mehr verkehrt, bleibt mir nur der Bus. Für die 290 Kilometer durch die Wüste von Süd nach Nord wären bei dem Gegewind 4 Tage nötig. Mit 6 bis 7 Litern Flüssigkeit am Tag, hätte ich an die 30 Liter mitnehmen müssen, vom Essen ganz zu schweigen. Somit war es für mich auch nie eine Überlegung.

Nichts als Sand und Staub bis Assuan
Vom Dach Bob Marley Cafe in Assuan
Bin noch ein wenig geblieben 😂
Tempel von Philae

Morgen geht es wieder auf Strecke. Eine Befürchtung hat sich hier in Assuan schon bestätigt. Es ist viel mehr Polizei und/oder Militär auf der Straße.

Blog 17

Ich treffe mich mit Magdi, meinem Kontaktmann von Hameed. „Eine Fähre von Halfa nach Abu Simbel oder Assuan gibt es zur Zeit nicht mehr“, erklärt er mir. Ich muß 30 Kilometer nach Esket radeln, dort über die Grenze und dann die Fähre auf der ägyptischen Seite nehmen. Der Grenzübergang sollte auf sudanesischer Seite kein Problem sein, in Ägypten gibt es da schon eher Probleme. Er wechselt mir noch ein paar ägyptische Pfund und gibt mir die Kontaktnummer von Hamada. „Er kann dir an der Grenze helfen, falls es Schwierigkeiten gibt“. Ok, dann bin ich für morgen hoffentlich gut gerüstet.

So hab ich in Wadi Halfa noch den ganzen Tag Zeit mich umzusehen. Die Stadt am riesigen Stausees des Nils gelegen macht einen urbanen Eindruck. Aber auch hier in Halfa ist der Plastikmüll allgegenwärtig. Da dieser Müll weder verrottet noch eingesammelt wird und sich dadurch immer mehr anhäuft, stelle ich mir vor wie es die nächsten Jahre und Jahrzehnte hier aussehen wird. Ein sehr trauriges Szenario, das mir durch den Kopf geht.

Plastikmüll wohin man auch blickt

Am nächsten Tag bin ich um 6. 00Uhr wieder auf dem Rad. Die 60 Kilometer bis zur Fähre hatte ich eigentlich nicht eingeplant, ich wollte ursprünglich in Wadi Halfa auf die Fähre. Hilft ja nix. Um 8.00 Uhr bin ich in Esket, um 11.00 Uhr über der Grenze in Ägypten. Doch die 3 Stunden an der Grenze muss ich im Detail beschreiben.

Früh morgens auf dem Rad

Zuerst wurde die offiziellen Öffnungszeit 30 min verschoben. Mit meinem Bike werde ich von A nach B geschickt. Endlich bekomme ich für 5000 Sudan Pound den Ausreisestempel in den Paß. „Wo ist dein Ticket?“ frägt mich ein Grenzpolizist. Wieder werde ich zurück geschickt. 1000 Sudan Pound für das Ticket. „Es fehlt das zweite Ticket“. Wieder zurück. Für 5000 Sudan Pound gabs auch das. Dann wurde ich durchgelassen. Doch das letzte Tor blieb verschlossen. Gepäckkontrollschein! Wieder zurück und warten bis die Gepäckdurchleuchtung in Betrieb genommen wird. Ich bekomme einen Aufkleber – diesmal kostenlos und werde noch abgetastet. Dann gehe ich durch das letzte Tor. Geschafft, zumindest die sudanische Seite.

Jetzt kommt die Einreise nach Ägypten. Ein junger Mann nimmt mein Gepäck total auseinander. Kulturbeutel, Medizinbeutel, Werkzeug, Klamotten, Zeltausrüstung, Wasserflaschen. Alles wird ausgepackt und untersucht. Und alles liegt ausgebreitet vor mir. Dann alles wieder rein in die Taschen. Erstes Tor: Einreisestempel 35 Egypt Pound. Das Tor geht aber noch nicht auf. Ticket (für was auch immer) 105 Egypt Pound. Jetzt geht das Tor auf. Ein Mitarbeiter begleitet mich jetzt. Gepäckdurchleuchtung, diesmal mit Fahrrad. Anschließend muss ich alle Taschen wieder leeren. Ich protestiere verhalten, weise darauf hin, dass alles schon kontrolliert wurde. Egal, nochmal. Dann geht’s an den Visum Schalter. Ich händige Pass und mein eVisum aus Deutschland aus. Der Mitarbeiter, der mich begleitet, frägt mich, ob ich Wasser und ein wenig ägyptische Pfund habe. „Habe ich“, sag ich ihm. 5 Minuten spater kommt er wieder, schenkt mir eine Flasche Wasser und 200 Pound (ca. 7 Euro). Mein Restgeld vom Sudan will er dafür nicht. „For your inconvenience, welcome in Egypt“ sagt er mir und muss wieder zurüch zur Arbeit. Ich bekomme den Pass und spaziere durch die letzte Kontrolle nach Ägypten. Puh geschafft.

Fazit. Ca. 20 Euro auf sudanesischer Seite und 5 Euro auf ägyptischer Seite bezahlt. Hab allerdings dann 7 Euro geschenkt bekommen 😂. Bis auf meine erste Gepäckdurchsuchung in Ägypten waren alle Grenzmitarbeiter sehr freundlich. Lustig wars trotzdem.

Auch in Ägypten gibts viel Sand

Dann geht’s 30 Kilometer weiter zur Fähranlegestelle. Warten mit zig LKW Fahrer auf die Fähre. Wann sie kommt, kann keiner genau sagen. Ich werde von 2 LKW Fahrern zum Tee eingeladen, wir plaudern ein wenig. Da ist die Fähre plötzlich schon da. Nach 50 Minuten auf der kostenlos verkehrenden Fähre bin ich in ABU SIMBEL. Ich nehme mir ein schickes Hotel nur 500 Meter vom Tempel entfernt. Und am Abend gibt es nach 4 Wochen endlich mal wieder EIN LECKERES BIER 🍺.

Fähre nach Abu Simbel
Abu Simbel
Auch wenn der FCA verloren hat, es schmeckt 👍

Blog 16

Erstmal lecker Frühstück

In Wawa hatte ich Vorfreude auf das Nubian Guesthouse. Endlich wieder duschen und auf einer Matratze schlafen und vielleicht WLAN? Doch nur mit Glück konnte ich hier überhaupt übernachten. Ich fragte einen Sudanesen auf der Straße: „Which house is the guesthouse?“ und er antwortete:“Just this, its my brothers house, i will call him right now to open you“. Super, da wäre ich vor verschlossener Tür gestanden und wäre wohl sicher weiter gefahren.

Nubian Guesthouse
Mein Zimmer

Das Guesthouse selbst, hat eher niedrigsten Standard. 3 durchgelegene Betten im Zimmer, kalte Dusche und Toilette im Hof. Und natürlich kein WLAN. War klar, Aber wurst, dann gehts halt ohne.

Mit einem Boot fahre ich uber den Nil zum Tempel Soleb. Ich bin der einzige Besucher dort und kann mich umsehen wie ich möchte. Ob das bei den Tempelanlagen in Ägypten auch so sein wird. Ich wage es zu bezweifeln 😂. Mein Gastgeber frägt mich später, ob ein Polizist vor Ort war, der die 20 Dollar Eintrittsgeld kassiert hat? Nein, war er nicht. Glück gehabt 👍

Soleb Tempel fur mich alleine 👍

Am nächsten Tag geht es weiter nach Sai Island. Von Hameed hatte ich eine Nummer bekommen von Mr. Adil. Und genau er holt mich zusammen mit seinem Sohn Muaz mit dem Boot auf die Insel. Nochmal einen Tag Zeit mich der Nubian Kultur zu widmen. Auch hier gibt es mehrere tausend Jahre alte Siedlungen. Nicht aus massivem Stein sondern Lehmbauten haben Jahrhunderte und Jahrtausende überlebt. Wenigstens ein Teil davon.

Alte Siedlungen direkt am Nil

Muaz, der gutes Englisch spricht, versichert mir, dass wir beide heute Abend das Champien League Rückspiel der Bayern gegen Paris ansehen können. „No problem, my neighbor has TV access“. Doch leider war es doch ein Problem und aus dem Spiel wurde nix. Zumindest was das zusehen angeht 🙈

Am nächsten Tag nehme ich mir einen Bus und fahre die restlichen 150 Kilometer nach Wadi Halfa. Als ich so im Bus bei kühlem Wasser und Cola sitze, denke ich mir, was für eine lebendsfeindliche Steinwüste da draußen. Oh Gott, bin ich froh diese Entscheidung getroffen zu haben. Der Gegenwind, die Hitze und die feindliche Lebensumgebung hätten mich an meinem weiteren Vorhaben mit Sicherheit zweifeln lassen.

ICH BIN IN WADI HALFA 👍👍👍

In Wadi Halfa

Blog 15

Eigentlich konnte der FCA doch gar nicht verlieren. Schließlich hab ich meinen FCA Löwen als Maskottchen dabei. „Gut gebrüllt Löwe“ 😂😂😂 Mit etwas Gluck sieht man auch mal die Zusammenfassung der Bundesligaspiele 👍⚽. Wenn gerade in einem Restaurant ein Fernseher läuft und die Junhen schauen sich die Spiele an.

Immer mit FCA Löwen unterwegs
Bundeslige Zusammenfassung

Entlang des Nils bis Tumbus geht es auf Staubstraßen durch kleine Siedlungen. Ich bin etwas später dran, denn meine gestrigen Gastgeber haben darauf bestanden mir noch Kaffee, Kekse und Brot zu reichen. Ich weiß nicht wie oft ich schon auf meiner Reise zum Mitessen eingeladen wurde. Aber das gemeinsame Essen, der gemeinsame Tee oder Kaffee oder auch das gemeinsame Zusammesitzen gehören hier zur Kultur der Menschen. Die Landschaft ändert sich. Sie wird grüner (Getreideanbau und Dattelpalmen kennzeichnen die Strecke) und steiniger. Aus der Sandwüste ist inzwischen eine Steinwüste geworden mit teilweise spektakulären Felsformationen. Die Häuser werden vornehmer hier am Ufer. Ein Merkmal dafür sind die Eingangstüren und – tore, die ganz besonders schön anzusehen sind. Sie wirken wie ein Statussymbol der Hausbesitzer.

Schmuckvolle Tote

Ich treffe plötzlich den jungen holländer Tim in meiner Mittagspause im Café, als ich ihn sehe, wie er seine Trinkflaschen auffüllt und neben sich sein Fahrrad steht. Wir kommen natürlich gleich ins Gespräch. Er ist von Holland per Anhalter gestartet, in Kairo hat er sich das Fahrrad gekauft und fährt in gegensätzlicher Richtung zu meiner nach Khartoum. Dort will er sein Fahrrad wieder verkaufen und nach Saudi Arabien weiterreisen. Diese Unbekümmernheit der jungen Leute ist echt klasse. Er gibt mir natürlich tolle Tipps auf meiner noch bevorstehenden Strecke und ich ihm natürlich auch.

Tim aus der Noederlande

So komme ich am Abend noch an vielen Felszeichnereien vorbei, die wohl schon sehr alt sind, die ich wohl sonst nicht entdeckt hätte. Und dann gibt er mir noch einen Tipp fur Ägypten mit: „Ignore the police, they always want to stop you in Egypt“. Na dann weiß ich ja Bescheid 👍😉

Felszeichnungen

Am nachsten Tag fahr ich wieder die Staubstraßen direkt am Nil entlang. Wechsle mit der Fähre auf beide Seiten. Hier ist das Vorankommen schwieriger, aber die Landschaft dafur spektakulärer. In der Nacht zelte ich wieder. Der Wind bläst die Nacht hindurch so stark und rüttelt so kräftig an meinem Zelt, das ich mir kaum vorstellen kann morgen früh dagegen anzuradeln 🙈.

Mein Schlafplatz

Blog 14

Ich treffe auf Hameed. Er ist Reiseführer und ist mit einer Gruppe älterer Franzosen  im gleichen Camp abgestiegen. Wir unterhalten uns, als seine Gruppe (alle ca. 70 bis 80 Jahre alt) mit Rollkoffer ihre Zimmer beziehen. Hier gibt es wichtige archeologische Ausgrabungen aus der Zeit der ersten afrikanischen Zivilisation. Dieses Gebiet zwischen der ägyptischen Grenze und Dongola wird als Nubien bezeichnet. Hameed bezeichnet sich selbst auch als Nubier.

Er nennt mir mehrere Ziele und rät mir die letzten 100 Kilimeter nach Wadi Halfa den Bus zu nehmen. „Dort sind einige Berge und es treiben sich nachts Hyänen rum, dort solltest du nicht im Zelt übernachten.“ ich werde mir seine Worte zu Herzen nehmen.

Shoppingmall im Sudan 🙈
Hier wirds ein wenig grüner

Nach einem Erholungstag am Freitag breche ich am nachsten Tag früh morgens wieder auf. Meine Trinkflaschen stelle ich schon mal aus dem Kühlschrank… sicher ist sicher 😉. Mein Weg führt mich nach Kerma. Dort existierte 2000 Jahre vor unserer Zeitrechnung die Kerma Kultur, von den Ägyptern als Reich der Kusch bezeichnet. Ein massiver Lehmziegelbau, der heute noch hoch aufragt, kennzeichmet das Zentrum der damaligen Siedlung.

Jünger Mann in Kerma

Als ich in die Anlage mit dem Rad hineinfahre, werde ich von zwei Wärtern schon zurückgepfiffen. Die hab ich gar nicht gesehen. Sie bieten mir erstmal Tee an und wir plaudern bei einer Tasse Tee über den Eintrittspreis. 20 Dollar ist der offizielle Eintrittspreis. Dabei kann ich von hier doch schon die gesamte Anlage problemlos einsehen. 20 Dollar nur um die Steine etwas näher zu sehen erscheint mir völlig übertrieben. Schon kommt eine ältere italienische Gruppe mit ihrem Guide um die Ecke. „20 Dollar, 20 Dollar, 20 Dollar…“ zählt er die Touristen und lacht mich an. „Is here a hotel around?“ frage ich ihn und er gibt mir ein Zeichen nur 5 min von hier.

Ich fahre hin zum Tourist Resort (lt. Google maps). Das Resort sieht total verlassen aus, es hat wohl seine besten Tage hinter sich. Da werd ich sicher nicht übernachten können. Also zurück zu meinen beiden Freunden. Die haben nichts dagegen, dass ich Fotos und Filmaufnahmen von der Anlage mache und so spare ich mir den übertrieben Eintrittspreis.

Deffufa, der antike Lehmziegelbau

Ich finde heute als Pausenplatz ein besonders bequemes Plätzchen. Schattig und mit Pritschen ausgelegt. Dazu kühle Getränke gleich gegenüber. So lassen sich die Samstagsspiele doch angenehm im live Ticker verfolgen. Wenn der FCA auch noch gewinnt, umso besser. Langweilig wirds nicht. Ist es doch der tägliche Treffpunkt aller Nachbarn und Freunde. So komme ich nicht umher tausend Hände zu schütteln und an allen Mahlzeiten mit zu rssen.

Mein Nachtquartier
Vorbeteitungen sind getroffen 👍

Blog 13

Hinweis: ich habe alle Beiträge ab Blog 7 nachbebildert. Könnt ihr gerne zurückblättern.

Ich bin in Dungula angekommen, hab hier ein Zimmer mit WC und Dusche 👍. Was gibt es schöneres? Naja, die Dusche funktioniert leider nicht so wie sie soll, Die Halterung bricht schon auseinender, aber wurst. Die 550 Kilometer lassen sich bei dem Gegewind und der Hitze ab 10.00 Uhr wirklich  nicht leicht radeln. Zum Gluck sind die Straßen trotz der vielen und großen Schlaglöcher halbwegs ok.

Mein Frühstück: mit Majo und Pommes gefüllte Semmel und Cola. Nur für Feinschmecker 😂
Duschhalterung die wenig hält

Eine gute Zeit um Zwischenbilanz zu zuehen. Was ich sehr angenehm finde, ist die unaufdringlichkeit der Sudanesen. So ein weißer Radfahrer gehört ja nicht zum Alltagsbild. Und trotzdem sind alle hier freundlich und höflich aber niemand aufdringlich. Kein Mann, keine Frau und kein Kind haben mich bisher angebettelt. Wenn ich mein Rad stehen lasse, muss ich es nicht verschließen, ich tue es trotzdem oft. Aber meine und die Sicherheit meines Hab und Gutes ist sicher ein echter Pluspunkt meiner Reise durch den Sudan.

Was viel schwerer als ich mir vorstellen konnte, ist die Versorgung mit Lebensmittel. Sudan hat eine noch viel schlechtere Infrastruktur als die anderen afrikanischen Länder durch die ich gereist bin. Ein Lebensmittelgeschäft auf Google Mail erweist sich hier meist als Laden, der 4 Std am Tag geöffnet hat und fast nix verkauft. Mit Glück Getränke, mit viel Glück sogar gekühlte Getränke. Dann ist die Auswahl nicht abgelaufener Produkte sehr klein. Dazu hat nicht jedes Dorf ein Geschäft. Restaurants und Essensmöglichkeiten gibt es ausserhalb Khartums nur sehr begrenzt. Heute fand ich einen Dönerladen mit Fleisch vom Spieß. Ich denke da geh ich morgen wieder hin.

Kontakt findet man hier sofort, weil die Menschen immer wieder nachftagen. Gestern lag ich im Schatten einer Moschee in meiner Mittagspause. Als die Schulkinder nach Hause gigen, blieben sie alle bei mir stehen, packten ihre Englisch Bücher aus und übten mit mir.

Englisch in der praktischen Übung

Mein Travel Permit habe ich übrigens bisher noch nicht vorzeigen mussen 🙈. Hätte ich mir wohl sparen konnen.

Wäschetag
Hier bleibe ich erstmal 😅

Blog 12

Bin der Erste, der aufsteht

Ich schlafe auf einer Pritsche unter freiem Himmel inmitten meiner Gastgeber. Bis in die Nacht wird gegessen, getrunken, Freunde und Nachbarn besucht und Musik gehört, bis langsam alles verstummt. Ich bin natürlich wieder früh unterwegs, aber leider erwies sich mein erhofftes Hotel als Tagesziel als flop. Naja, spätestens in Dongola, also am Donnerstag werde ich sicher wieder eine erfrischende Dusche in einem Hotel genießen können. Da könnt ihr ganz sicher sein, dass ich sie genieße. 😜 Die Straßen waren für mich bisher ganz in Ordnung. Aber heute wurden die Schlaglöcher immer größer. Ich staune nicht schlecht, als ich sehe, daß mich ein großer Bus direkt rechts auf der staubigen Seitenstraße überholt. Der Fahrer und ich schauen uns mit großen Augen an. 🙄

Ich versuche mal mit ein paar Beispielen des taglichen Lebens, das mir hier im Sudan zu Teil wird, völlig wertfrei zu beschreiben:

An einer Raststation stehen in meiner Mittagspause ein halbes Dutzend leere Cola-, Sprite- und Fantaflaschen (meist ist das so 🙈) von mir an meinem Tisch. Als ein Bus mit Fahrgästen kommt, sind die in wenigen Sekunden weg. Sie brauchen sie zum Auffüllen mit Wasser auf ihrer Weiterfahrt. Berührungsängste kennen sie hier überhaupt nicht. 👍

An jeder Schenke (mir fällt kein anderes Wort, als dieses alte Wort ein) steht ein Frischwasserkanister. Meist hängt ein Krug daran, mit einem Strick fest gebunden. Hier bedienen sich alle (alt, jung, Männer und Frauen) um ihren Durst zu löschen oder einfach sich Hände, Gesicht oder Füße zu waschen. Ich selbst trinke nicht daraus, aber als Abkühlung fürs Gesicht ist es sehr wohl tuend.

Überall wird Kaffee oder Tee ausgeschenkt (meist mit sehr viel Zucker). Ein 5 l Ölkanister dient zum Auffüllen von Kaffee- und Teewasser. War da vielleicht ein öliger Geschmack in meinem Tee? 🤣Eigentlich nicht, aber alles hat hier noch nach Gebrauch auch einen anderen Zweck. Und trotzdem liegt in jedem Dorf noch soviel Plastikmüll (meist alte Trinkflaschen). Ich für meinen Teil versuche zumindest meinen Abfall in den entsprechenden Behältern zu entsorgen.

Tankstelle leider verlassen

Strom gibt es leider auf dem Land nicht dan ganzen Tag. Aber ab 18.00 Uhr steht er wieder zur Verfügung. „Das ist Sudan“ sagen die Menschen mit einem Lächeln. Für mich sind die Lademöglichkeiten dadurch sehr begrenzt. Denn ab 16.30 Uhr mache ich oft den zweiten Teil meiner Tagesstrecke und schlaf dann im Zelt.

Aber eins gilt überall:die Menschen sind sehr freundlich, hilfsbereit und aufgeschlossen. Leider sprechen nur wenige soviel Englisch, um sich unterhalten zu können.

…. wieder ein lauschiges Plätzchen 😉

Blog 11

Zeltplätze gibt es hier endlos viele

Ich liege im Zelt, in der Wüste, aber zu nahe an der Straße. Da höre ich natürlich jeden einzelnen PKW und LKW. Aber das Rad weiter rein zu schieben, kostet so viel Kraft in dem losen Sand. Auf- und Abbau des Zeltes gestaltet sich leider auch alles andere als einfach. Der Wind bläst stetig, ich bin alleine und Heringe kann ich hier im Sand völlig vergessen. Aber irgendwie muss es gehen und den Straßenlärm in der Nacht muss ich ertragen. Dafür funkeln Millionen von Sternen über mir, als ich mich auf den Rücken lege.

Heute komme ich ausnahmsweise sehr gut voran. Ich hab zum erstenmal das Gefühl nicht nur bergauf zu fahren. Aber das liegt wohl vor allem daran, das ich etwas mehr Richtung Westen fahre. Der Wind kommt eher von der Seite. Jetzt fehlt nur noch ein Melonenverkäufer zu meinem vollständigen Glück. Aber auf den warte ich vergebens.

Macht nix, um 10 Uhr habe ich nicht nur mein Tagesziel erreicht, sondern ab Khartoum die längste Passage ohne feste Unterkunft hinter mir. Ab jetzt sollte ich wenigstens nach 2 spätestens 3 Tage ein Hotel finden. Und hier bekomme ich neben dem gesüßten Tee ein Omlet, Tomaten, Zwiebel und Peperoni zum Frühstück. Ein scharfes Frühstück 😉 Und statt der Melone gibts zum Nachtisch Pampelmuse. Auch sehr saftig und lecker.

Abdrahman unterhält sich mit mir. Er kümmert sich rührend um mich. „Wenn du ein Problem hast auf deiner Reise, ruf mich an“. Er gibt mir seine Telefonnummer. Sehr nett, danke. Aber leider spricht er nur ein paar Brocken Englisch. Das würde übers Telefon wohl nicht klappen. Aber eh Wurst, hier will kein Mensch etwas von mir. So sicher wie hier fühle ich mich in keiner Großstadt in Deutschland. „Heute Abend kannst du hier gerne schlafen“, gibt er mir zu verstehen, nachdem ich angedeutet habe, ob es Schlafmöglichkeiten hier gibt. Da nehme ich das Angebot doch dankend an.

Videospieleraum der Kinder
Vorbereitung meines Nachtquartiers
Abendstimmung

Blog 10

Ich übernachte die nächsten 2 Nächte an den wenigen Raststationen auf dem Weg durch viel Sand. Zum Glück sind die Straßen in relativ gutem Zustand. Ich schlafe entweder auf dem Boden oder auf einer der Pritschen. Aber immerhin muss ich früh morgens mein Zelt nicht zusammenbauen. Das spart mir 30 min, die ich länger schlafen kann.

Sand gibt’s genügeng 🙈

Immer wieder mal werde ich zum Essen eingeladen. Aber ich muss gestehen, es kostet mich schon sehr große Überwindung mit allen zusammen aus einem gemeinsamen Teller nur mit der Hand zu essen. Unten liegt das Fladenbrot, dann wird eine Fleischsoße mit Fleischstücken draufgegossen, und losgehts. Jeder reißt sich vom Rand ein Stück Brot ab und taucht es in die Fleischsoße ein. Wie gesagt, es kostet mich Überwindung, aber ich fand’s doch sehr lecker.

Einladung zum Essen…. war sehr lecker

Später am Abend holt mein Gastgeber einen alten und verstaupten Röhrenfernseher heraus. Alle Stühle, Tische und Pritschen werden zur Seite gestellt. Und der Fernseher in die Mitte gestellt. Dann ist Kino-Time. Männer und Kinder (wo die Frauen sind kann ich nicht sagen) sitzrn am Boden und sehen sich eine drittklassige Bollywood Serie an. Vielleicht bin ich zuhause doch mit meinem riesigen Flachbildschirm verwöhnt? Ich glaube schon. Nach der zweiten Serie wird ausgesteckt und das Abendprogramm ist vorbei.

Gemeinsam sehen wir fern 👍

Es ist ja nicht so, dass es keine Frauen und Mädchen hier gibt, nur ich sehe sie kaum. Aus den Reisebussen steigen gleichwohl Männer und Frauen ein und aus, aber seit ich Khartoum verlassen habe, sehe ich an den Raststationen nur Männer und Jungs. Keine Frauen, keine Mädchen. Soll ich sie mal fragen? Aber kaum jemand spricht ein wenig Englisch und ich will auch nicht indiskret sein.

Wie jeden Tag stehe ich 5.45 Uhr abfahrbereit wieder an der Straße. Ein Sudanese winkt von weitem und kommt auf mich zu. Erst im letzten Augenblick erkenne ich, dass es mein Gastgeber ist. Er wollte sich nur bei mir verabschieden und mir viel Glück wünschen. Ich bin gerührt, dass er extra deshalb hinter mir her auf die Straße läuft. 50 Kilometer stehen auf dem Programm und wenn ich dachte langsamer als 11 Kilometer je Stunde geht nicht, doch geht. Heute ist die Anzeige teilweise auf 9 kmh gesunken 🙈. Die letzten Kilometer schleppe ich mich ins Ziel.

Lastentransport