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Hier in Minya darfst du nicht alleine auf die Straße. Sobald ich das Hotel verlasse ist Polizei dabei. Ätzend. Die tun mir zwar nichts. Aber ich vermisse meine Freiheit zu gehen wohin ich will und zu tun was ich will. In allen 7 Ländern die ich mit dem Rad zuvor in Afrika bereist habe, war ich frei. Hier fühle ich mich wie ein Gefangener. So gut mir vor allem Assuan aber auch Luxor zuvor gefallen haben, schlägt das hier bei mir sehr negativ zu buche.

Ein Polizist besucht mich im Hotel. Er sagt, ich darf das Hotel mit Fahrrad nicht verlassen. Fahrradfahren ist illegal hier in dieser Gegend. Das gilt natürlich nur für Touristen. Ich protestiere und kündige ihm an, morgen das Hotel mit dem Fahrrad zu verlassen oder er müsse mich einsperren. Außerdem hat mir der Kollege aus Assiut gesagt, from Minya to Cairo its safe. „He was lying“, sagt er mir nur lapidar. Am Ende verspreche ich ihm zumindest heute nur zu Fuß zu gehen. Morgen werden wir sehen was kommt. Aber ich befürchte, es wird nix aus dem Radfahren.

Minya liegt sehr schön am Nil

Ich lasse die Polizei vor dem Hotel einfach stehen, weil sie nach 5 Minuten warten immer noch keine Begleitung für mich gefunden haben. Die Stadt macht auf mich einen modernen und angenehmen Eindruck. Ich kann nicht verstehen, warum sie solche Schutzmaßnahmen ergreifen.

Modernes Stadtbild mit archeologischem Museum (Pyramide)

Als ich früh morgens losradeln möchte, stehen 3 Securities vor mir. „Please stop, one minute“. Das sagen sie immer. Daraus werden meist 20 Minuten. Als sie ihre wichtigen Telefonate führen, setzt ich mich einfach aufs Rad und fahr los. „No time“ sage ich und höre nur stop, stop, stop. Ein Security läuft mir hinterher. Aber der dürfte so in meinem Alter sein, also auch nicht mehr der Schnellste 😂.

Ich fahre aus der Stadt und habe Glück, dass der Police Checkpoint nicht besetzt ist. Ich komme gut voran, doch nach ca. 20 Kilometer sehe ich Polizei hinter mir. Sie stoppen mich. „What is the problem?“ frage ich sie. „No problem“ sagen sie mit. „Ok“, sag ich, „then i can go“, schwing mich wieder aufs Rad und fahre davon. Sie kriechen mal wieder hinter mir her. Ich hab noch 100 Kilometer vor mir, denke ich mir, wollen die den ganzen Tag so hinterher fahren? Nein, tun sie nicht. Nach 10 Kilometer steht wieder Polizei vor mir und hält mich auf. „i can not allow you to cycle here, it’s too dangerous“. Dann telefoniert er nochmal und nimmt mich mit Fahrrad und Gepäck in sein Polizeifahrzeug. Ich habe keine Chance zu entkommen. Alle 10 Kilometer muss ich das Polizeifahrzeug wechseln. Mittlerweile ist es das Vierte.

Blick von der Ladefläche des Polizeifahrzeuges

Dann steige ich in einen bereits überfüllten Kleinbus um. Mein Fahrrad wird oben festgebunden. Allerdings dauert die Fahrt wieder nur 10 Kilometer. Am nachsten Checkpoint muss ich wieder aussteigen. Ich beklage mich, weil eie meiner Trinkflaschen auf der Fahrt verloren gegangen ist. Am Checkpoint wird wieder telefoniert. Ich muss mit dem Kleinbus zurück zum letzten Checkpoint. Warum? keine Ahnung. Alle Fahrgäste im Bus müssen aussteigen und der Busfahrer fährt mich exklusiv zurück zum Checkpoint, wo er mich eingeladen hatte. Auf der Rückfahrt macht er plötzlich aus voller Fahrt eine scharfe Vollbremsung, fährt kurz zurück, steigt aus und holt mir die Trinkflasche, die er auf dem Boden liegen sah, und das bei voller Fahrt, Respekt.

Trinkflasche wieder gefunden
In der Polizeiwache

Ich bleibe 20 Minuten in der Polizewache und fahre mit dem nächsten Minibus wieder dorthin, von wo ich zurück geschickt wurde. Jetzt dreh ich langsam durch. Spinnen die langsam? Wieder warten. Jetzt bekomme ich wenigstens Tee serviert. Ich warte wieder 30 Minuten bis ein neues Polizeifahrzeug bereit steht. Jeder der mir ein übliches „WELCOME“ wünscht, entgegne ich „i don’t think so“,so angefressen bin ich mittlerweile. Dann bekomme ich endlich die Freigabe „ok, you can go. And if you like with bycicle“. So fahre ich die letzten 40 wieder auf dem Fahrrad mit Begleitschutz hinter mir.

Nett sind sie alle, meine Polizeibegleiter

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